Was du mir bedeutest

Personen: Janine, Dave, Paula, Björn, Linus, Melanie, Jenny, Johannes, Simon, Marco, Teja (aka Steffi), Ray

Zeit: nicht angegeben

 

 

  1. Akt, 1. Szene

 

(Es ist nachts und Janine steht auf dem Geländer einer Brücke und starrt kaugummikauend ins Wasser mit Händen in ihren Hosentaschen.)

 

JANINE: Ach, das Leben, das unerklärliche Leben… Wenn man damit nicht klarkommt begeht man Suizid, weil man hofft, dass man nach dem Tod endlich den inneren Frieden findet. Aber ich bin mir nicht sicher, überhaupt nicht, denn ich glaube ja nicht an das Leben nach dem Tod. Wieso auch? Wieso auch?

Auch wenn ich itzt springe wird sich auch nichts ändern. Wenn ich sterbe, will ich nicht ertrinken, dann verschluck ich mir die Zunge oder sonstwas. Nein, nein…

 

(Es taucht Dave auf, der etwas angeheitert ist. Er sieht sie und läuft unverzüglich zu ihr, um sie aufzuhalten.)

 

DAVE: Ey, Kleine…was macht Ihr da? Es ist unsinnig, was Ihr vorhabt! Ich werde es nicht zulassen, gebt mir Eure Hand, kommt!

 

JANINE(erschreckt sich): Holla! Wer seid Ihr denn? Was glaubt Ihr, was ich vor habe?

 

DAVE(nähert sich ihr vorsichtig): Hört mir zu, es ist keine Lösung…

 

JANINE(nervös): Kommt ja nicht näher zu mir, Ihr macht mir immense Angst! Ich warn Euch, kein Schritt näher!

 

DAVE(kommt ihr noch näher und hält ihr eine Hand hin): Vertraut mir!

 

JANINE: Weg!

 

(Dave stolpert über einen Stein und stürzt mit ihr zusammen ins Wasser. Sie gibt ein Schrei von sich.)

 

JANINE(japsend): So helft mir doch! Ich kann nicht schwimmen! Hilfe!

 

(Dave schwimmt zu ihr und hilft ihr bis zum Ufer. Sie völlig durchnäßt und schnappt hastig nach Luft.)

 

DAVE(besorgt): Geht’s Euch gut, mein liebstes Fräulein?

 

(Sie schlägt mit ihrer Faust heftig auf ihn ein.)

 

Janine(endlos verägert): Zum Henker! Was denkt Ihr, was Ihr seid, Ihr alter Schwede! Wolltet Ihr mich umbringen? Glaubtet Ihr, ich war bereit für den Tod? Glaubtet Ihr das?

 

DAVE(zurückzuckend): Was? Also wolltet Ihr nicht…

 

JANINE(unterbricht): NEIN!

 

(Er fasst sich an den Kopf, sie macht heftige Schritte und ist immer noch verärgert.)

 

DAVE: Es tut mir…

 

(Sie läuft davon ohne ein weiteres Wort)

 

 

  1. Szene

 

(Dave ist bei sich zu Hause, steht vor dem Spiegel und schüttelt endlos den Kopf.)

 

DAVE: Wie eine Furie! Dabei machte ich mir bloß Sorgen. Doch, was wenn sie ins Wasser gefallen wäre und keiner wäre ihr zur Hilfe gekommen? Ich hätte sie dann tot aufgefunden…und mich dann geärgert, warum ich sie nicht ein paar Tage früher oder vielleicht Monate, ja, vielleicht Jahre…kennen gelernt habe. Mädel…, wie heißt Ihr.

(Er merkt, dass er gerade zu sich spricht und dreht sich zur Seite.) Mädel, wie heißt Ihr? Wo wohnt Ihr, warum sind wir uns noch nie im Leben begegnet? Was macht Euer Leben so sinnlos, dass Ihr Suizidgedanken bekommt? Erklärt es mir, bitte! (Stellt sich auf die andere Seite und spielt Janine. Höhere Stimme) Ich bin Ophelia und mein Geliebter verließ mich ohne ein Wort, Abschied und Kuss! (Stellt sich wieder auf die andere Seite, und spielt sich selbst) Nicht verzweifeln! Das Leben geht weiter! Er hat Euch nicht verdient!

(Er setzt sich auf seinen Stuhl und denkt nach.)

 

 

  1. Akt, 1. Szene

 

(Janine, Linus, Björn, Paula, Melanie, Johannes, Simon, Marco, Teja, Jenny. Janine sitzt mit ihrer Clique bei sich im Zimmer. Ihre Freunde bemerken, wie schweigsam sie ist)

 

LINUS: Janine, was ist? Dieser Blick durchbohrt unsere Herzen. Lache wieder wie früher und sei sarkastisch. Oh ja, sarkastisch! (Verträumt und drückt seine Jenny an sich.)

 

BJÖRN: Genau! Vergess den jammervollen Muttersohn.

 

PAULA: Was ist da Tolles an ihm? Weil er begehrt wird von allen Seiten? Weil er selbstständig und verantantwortungsbewusst ist?

 

MELANIE: Da gibt’s einige Gründe, welche ihn nicht zum richtigen Manne macht!(Guckt zum schweigenden Johannes.) Na, sag doch auch mal was!

 

JOHANNES(brummig): Uhhhh!

 

SIMON: Och Mensch!

 

JANINE: Ach, wechselt mal das Thema!

 

MARCO: Aber du bist unglücklich! Sollen wir’s etwa übersehen? Menschenskind, alleine kommt man nicht klar.

 

TEJA: Nicht dass du Suizidversuche machst!(Sie guckt ihn erschrocken an.)Ich kenn dich!

 

JENNY: Wir alle!

 

JANINE: Als ob ich es jemals täte…

 

 

2.Szene

 

(Janine alleine im Zimmer auf dem Bett. Nachdenklich.)

 

JANINE: Grundgütiger! Sie alle wissen, was los ist. Sie kennen mich! Ich kann mich nicht verstecken. Was soll ich machen? Ich bin unfähig zu leben. Ja, so sieht’s aus! Ob ich lernen kann? Lernen richtig zu leben? Was fehlt mir im Leben. Ich hab meine Familie, meine Freunde, was will ich noch?

 

 

3.Akt, 1. Szene

 

(Dave bei sich zu Hause im Garten und prügelt mit seinem Bruder Ray.)

 

RAY: Du bist ein Schwächling! Wirst nie stärker sein als ich, da liegst du zehn Jahre zu weit zurück, mein Bruder.

 

DAVE: Schweig! Kämpfe ernsthaft, Bruderherz! (Er versucht auf Ray einzuschlagen, aber er weicht ihm immer aus.) Irgendwann sehen wir wer der Schwächling ist! Ich schwör beim Wächter des Himmels! Ich werd stärker!

 

  1. Szene

 

(Ray und Dave sitzen in einer Kneipe und mustern Menschen an)

 

DAVE: Armselig.

 

 

RAY: Jetzt sage nicht, die Menschen hier sind dem Moloch ausgeliefert…

 

DAVE(kaum zuhörend): Sie sind dem Moloch ausgeliefert!

 

RAY: Ach…(wendet sich zur Seite)

 

DAVE(murmelnd vor sich hin): Alle sehen keinen Grund für sich zu leben. Alle sind leer und kümmern sich nicht darum. Leben! Leben! Es macht ihnen keinen Sinn. Sinn! Der Sinn des Lebens!(Pause) Die Leidenschaft. Ja! Die Leidenschaft ist es! Ganz recht ist sie es, die mir einen Zweck gibt. Ich strebe nach meinen Träumen, Interessen und Wünsche! Aber für die Leute hier, sind ihre Träume und Wünsche utopisch, so dass sie gleich aufgeben ohne angefangen zu haben. Das ist armselig…

 

RAY: Dann erzähle mir von deinen Leidenschaften, Bruder.

 

DAVE: Es sei die Musik, Amalia und stärker sein als du.

 

RAY(lacht): Holla! Stärker als ich zu sein ist ausgeschlossen! Und was Amalia betrifft, sie hat dich verlassen, zum x-ten Male! Gebe auf.

 

(Janine und ihre Kameraden treten ein. Dave erkennt sie und macht große Augen. Sie ist mit drei Freunden da und setzen sich zum Fenster. Dave beginnt sie anzumustern.)

 

LINUS: Waren wir lange nicht mehr hier.

 

BJÖRN: Ja, ist schon eine Äon her. Was will ich nun trinken?

 

JANINE: Alles, was du willst. Heute geht alles auf mich!

 

PAULA: Herrlich! Das heiß, ich kann mir so viel Limonenvodka bestellen, wie ich will? Gelt?

 

(Dave steht auf.)

DAVE: Ei! Ich habe mich noch nicht entschuldigt. Ich mach das itzt!

 

RAY: Entschuldigt? Hast du mir was getan?

 

(Dave verlässt den Stuhl und geht auf Janine zu, die ihn erst sieht, als er vor ihrem Tisch steht.)

 

JANINE(empört): Ihr seid’s?!

 

DAVE: Ja, der bin ich, mein allerliebstes Fräulein. Ich wollte Euch wegen meines unvorbildlichem Verhalten von letztens um Verzeihung bitten.(Beugt sich vor ihr.) Ich hatte infernalischen Angst um Euch, wenn Ihr es versteht. Eine so entzückende Blume wollte ich nicht dem Tode überlassen. Solle mich der Schinder am Kruzifix erwürgen, wenn ich lüge.

 

(Björn, Linus und Paula fangen an zu lachen. Doch Janine guckt ihn mit verträumten Augen an. Als Dave merkt, dass Janine nichts sagt, guckt er sie an.)

 

JANINE(mit sanfter Stimme): Itzt weiß ich, was ich noch will. O Himmel, tausend Küsse! Danke dir so sehr.

 

DAVE(verwirrt): Bitte?

 

BJÖRN: Unsere allerliebste Janine…was hast du?

 

JANINE(Dave immer noch in die Augen blickend): Ich habe das gefunden, wonach ich mich gesehnt habe…

 

(Bevor die anderen die Chance haben etwas zu sagen, fällt Janine Dave um die Arme und küsst ihn.)

 

PAULA(leicht angetrunken): Los! Los, Janine!

 

(Daves Augen sind groß, sie hat ihre geschlossen und küsst ihn noch leidenschaftlich.)

 

RAY: Also Dave!

 

JANINE: Mein Herzersehnter! Ich vergib dir alles! Ich habe jetzt den Sinn meines Lebens gefunden. Derjenige steht vor mir, ich habe ihn in meinen Armen, ich habe seine Lippen gekostet, ich habe durch seine Augen gesehen…

 

DAVE(unsicher): Ähm…, also…, ich äh…

 

JANINE: Heirate mich! Heirate mich!

 

LINUS: Janine! Gehst du nicht ein bisschen zu weit?

 

BJÖRN: Ganz meiner Meinung! Du hast erst vor kurzem Juan vergessen! Geh nicht gleich aufs Ganze!

 

PAULA: Los, Janine! Weiter so!

 

RAY(rufend von seinem Platze aus): Amalia ist Vergangenheit, Bruderherz! Also nimm ihren Vorschlag an!

 

(Dave wirkt nachdenklich und löst sich vorsichtig von Janine.)

 

DAVE: Es tut mir leid, schöne Blume…

 

(Dave verlässt die Kneipe unverzüglich.)

 

JANINE: Warte, mein Liebster!

 

 

  1. Szene

 

(Dave auf dem Balkon. Er starrt den Mond an und wirkt aus der Fassung.)

 

DAVE: Die schönste Blume, die ich gesehen habe, seit Amalia. Amalia… Amalia und Vergangenheit? Ray irrt sich, auf keinen Fall sei sie Vergangenheit. Mein Herz gehört dir Amalia, so komme doch wieder zurück! Wo bist du? So fange mich auf, weil ich itzt in deine Armen fallen werde…

(Er stellt sich auf das Geländert und starrt nach unten.) Kommt mir das nicht bekannt vor? Oh ja, die schönste Blume, die ich gesehen habe, seit Amalia. Sie ist… Oh Amalia.

 

(Ray erscheint, sieht Dave, rennt zu ihm und zieht ihn vom Geländer.)

 

RAY: Himmelherrgott! Ich glaube es nicht! Gott, ich glaube es nicht! Nun wer gilt als armselig? Zum Henker mit dir!

 

DAVE: Du missverstehst, mein Bruder!

 

RAY: Das glaube ich nicht! Oh jemini!

 

 

  1. Akt, 1. Szene

 

(Janine in ihrem Zimmer.)

 

JANINE(liest und schreibt): “Allerliebster Dave, verzeiht mir meine Aufdringlichkeit von neulich. Ich habe mich nicht aufhalten können, da die Gefühle in mir anders strömten als sonst. Mir wurde es warm ums Herz. Letzte Nacht träumte ich von Euch und mir fiel der Name ‘Amalia’ ein. Ist es Eure Geliebte? Es zerbricht mir zwar das Herz, aber mich sollte es nicht interessieren, Hauptsache, ich darf Euch lieben. Es ist zu meiner Leidenschaft geworden! Itzt führ ich ein Leben voller Wonne! Seit Ihr mir das Herz geöffnet habt, bin ich ein Schritt weiter gekommen. Ich dachte, ich käme nie weiter und ja…ich hatte Suizidgedanken, aber eins müsst ihr wissen, ich hätte es nie getan. Ich liebe Euch, ich hoffe, wir haben eine Chance…Alles Liebe, Janine”

 

(Sie legt sich aufs Bett und träumt vor sich hin und schläft schließlich ein.)

 

  1. Szene

 

(Dave in seinem Zimmer.)

 

DAVE(liest und schreibt): “Geliebte Amalia, ich habe dich seit Monaten nicht mehr gesehen. Weißt du wie viele Wochen es sind? Tage? Stunden? Ich ging durch Himmel und Hölle, rauf und runter und kenn den Unterschied beider Welten nicht mehr. Doch ich bin stark, und das weißt du! Ich suche nach Wege, die mich zu dir führen. Der Weg, den ich gestern fast gegangen wäre, hätte mich in den Tod gebracht, ja, das hätte ich für dich getan, oder doch nicht? Wer weiß. Meine Sehnsucht nach dir war noch nie so immens wie itzt…!”

(Er bricht in Tränen aus.)

 

 

  1. Akt, 1. Szene

 

(Janine und Dave sitzen nebeneinander auf einer Bank im Park. Er wirkt etwas aus der Fassung, und sie spielt ungeduldig mit ihren Händen, als wolle sie ihm sofort in die Arme nehmen.)

 

DAVE: Danke für Euren lieblichen Brief, meine Blume…

 

JANINE: Ihr könnt es mir ruhig sagen, falls er Euch…

 

DAVE: Nein, nein. Schon gut. Ich habe nachgedacht. Es wird Zeit aus dem Elende rauszukommen. Ich muss endlich loslassen.

 

JANINE: Ist es wegen Amalia?

 

(Er schweigt. Nimmt später ihre Hand und drückt sie.)

 

DAVE: Komme mit mir…

 

  1. Szene

 

(Sie sind auf der Brücke, wo sie sich das erste Mal begegnet sind.)

 

JANINE: Du denkst nicht wirklich, dass ich…

 

DAVE(warmes Lächeln): Nicht mehr. Dafür bist du itzt zu glücklich!

 

JANINE: Da bin ich mir noch nicht so sicher.

 

(Er gibt ihr einen Kuss auf die Lippen, welcher sie dazu bringt, die Augen weit zu öffnen.)

 

JANINE: Ja, ich bin glücklich!

 

DAVE: Oh mein liebstes Herz, schon ist er weg, dieser Schmerz, nun habe ich dich an meiner Seite, oh du, so schön wie des Engels sanftes Lächeln… Deine Hand, welch eine vollkommene Genugtuung, deine Lippen, seidenglatt wie dein goldenes Haar.

 

JANINE: Dave…

 

(Er nimmt sie in die Arme.)

 

 

  1. Akt, 1. Szene

 

(Janine mit ihren Freunden.)

 

LINUS: Das kann nicht dein Ernst sein?!

 

PAULA: Er hat um deine Hand angehalten?

 

JOHANNES: Uhhhh!

 

MELANIE: Da pflege ich nur zu sagen: Geh ranne an den Manne!

 

(Kurzes Schweigen.)

 

BJÖRN: Hast du dir das auch genau überlegt? Bist du dir sicher, dass er dich vom Herzen liebt? Liebe…, hm, ach, Liebe…

 

JANINE: Ihr scheint nicht gerade begeistert zu sein, meine Freunde. Falls ihr glaubt, es wäre ein Fehler, dann sagt es mir. Aber versteht mich…ich warte schon seit einem Säkulum auf so einen liebevollen Knaben wie ihn. Oh, zu Hilfe. Ist das die wichtigste Entscheidung meines Lebens? Sagt es mir! Sagt es mir! Sofort!

 

ALLE: Ja!

 

(Langes Schweigen. Janine vergräbt ihre Hand in ihrem Haar und neigt den Kopf.)

 

JENNY: Kopf hoch, allerliebstes Janinelein. Egal, wofür du dich entscheidest..

 

LINUS: …Wir stehen zu dir.

 

MARCO: Muahahaha!

 

SIMON: Wenn er dir das Herz bricht und dich in milzsüchtigen Launen bringt, werden wir mit ihm heimzahlen. Du hast unser Wort.

 

PAULA: Los, Janine! Los! Du schaffst’s!

 

JANINE: Hab Dank, meine Kameraden.

 

  1. Szene

 

(Ray und Dave prügeln im Garten. Dave scheint schwacher als je zuvor.)

 

RAY: Was ist los mit dir?

 

(Dave packt sich auf den Boden. Bewegungslos. Ray sitzt sich vor ihm hin.)

 

RAY: Also? Du heiratest, mein Bruder, irgendwie scheint es mir, als freue ich mich tausendmal mehr, als du es tust? Lass mich raten, du hast Amalia noch nicht losgelassen…

 

(Dave wird aggressiver und packt seinen Bruder.)

 

RAY: Gibst doch einfach zu!

 

DAVE: So kämpfe!

(Dave ignoriert seine Worte. Er schlägt Ray ins Gesicht, der dann umfällt.)

 

RAY(schockiert): Bruder, hast du sie noch alle? Beim Neptun!

 

DAVE(verwirrt durch die Gegend guckend): Es…tut mir leid, verzeihe mir…

(Ab.)

 

  1. Szene

 

(Dave mit Janine in seinem Zimmer. Im Schweigen umhüllt.)

 

JANINE: Dich bedrückt was, mein Liebster. Genauer kannst du mir das nicht sagen.

(Schweigen. Er rührt sich nicht. Sie senkt ihren Blick.) Ich…will auf keinen Fall einen Fehler machen, verstehst du das? (Er guckt sie schließlich an. Er gibt ihr einen zärtlichen Kuss.) Du denkst an Amalia…

(Schweigen.) Dave, sage mir bitte, dass du mich benutztst, um Amalia zu vergessen…, dann gebe ich dir nicht das “Ja”-Wort…

(Sein Blick wird ernst. Ihr kommen die Tränen.)

 

DAVE: Liebste Janine…

(Er trocknet ihre Träne ab.) Ich will dein “Ja”-Wort, auf alle Fälle. Ich liebe dich vom ganzen Herzen. Als ich dich auf dem Stein gesehen habe, dachte ich, du wärst ein Engel auf Erden. Und was habe ich herausgefunden? Du bist eins.

(Er erkennt bei ihren Tränen, dass sie ihm nicht glaubt.)

 

JANINE: Dave…, (sie wird niedergeschlagener) ich stand nicht auf einem Steine…, sondern auf einer Brücke…

(Sie steht auf, er will sie aufhalten.)

 

DAVE: Janine, es tut mir leid…

 

JANINE: Ich tue mir selber leid, weißt du?

 

DAVE: Lass mich wieder gut machen.

 

(Sie schüttelt ihren Kopf.)

 

JANINE: Da gibt’s nichts gut zu machen, mein holdes Herz. Ich werde in zwei Tagen vorm Altar stehen, und wenn du mich wahrlich liebst, dann komme, ich werde so lange auf dich warten, bis ich zusammenbreche…

(Ab.)

 

  1. Akt, 1. Szene

 

(Janine in ihrem Zimmer. Guckt aus dem Fenster.)

 

JANINE: Ihr Sterne, du Mond, du Nachtigall…,

so schützt mich bitte vor diesem Fall,

diese Tiefe so unergiebig…

wie soll ich noch tiefer fallen?

Will er sich mir entreißen,

so sei es…

doch wie sollte ich ohne ihn?

Ließe er mich in einem Tage stecken

so würde ich doch ewig bleiben,

ewig auf ihn warten,

mich ewig nach ihm sehnen,

ewig von ihm träumen…

Solle Luzifer mir alles nehmen,

kriegt er meine Liebe nicht,

ihr Sterne, du Mond, du Nachtigall,

durchbohrt mein Herz mit einem Pfahl,

Gott, ich halte es nicht mehr aus…

 

2.Szene

 

(Janine und all ihre Freunde sind in der Kirche. Janine steht vor dem Priester. Es herrscht Schweigen.)

 

BJÖRN(murmelnd zu Linus): Glaubst du, er kommt?

 

LINUS: Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber siehst du die Hoffnung in Janines Augen?

 

BJÖRN: Wenn nicht, dann bin ich beleidigt, mein Wunsch Trauzeuge zu sein wäre geplatzt…

 

LINUS: Wie willst du das machen? Ich meine, Janine steht eh schon vorne.

 

BJÖRN: Oh…

 

LINUS: Ach Björn,…keine Sorge, ich erlaube dir, Jennys Trauzeuge zu sein, sehr bald.

 

MELANIE: Er kommt schon, Janine! Du kennst die Männer doch! sie verspäten sich!

 

JANINE(zu Ray): Stunde zu Stunde…

 

Ray: Du gibst die Hoffnung nicht auf.

 

 

  1. Szene

 

(Janine steht vor der Haustür, öffnet den Briefkasten und findet einen Umschlag.)

 

JANINE: “Janine…, vergib mir…, vergib mir! Zu spät, zu spät, wie ich immer erst begreife, einsehe und ankomme. Die Kirchtür war zu. Zu! Ich habe versucht, sie aufzubrechen, aber es war vergeblich, vergeblich, vergeblich wie meine Hoffnung, ich habe dich verloren. Ich habe es nicht anders verdient Zum Henker mit mir und meine Wünsche. (Pause. Sie wirkt verwirrt. Holt tief Luft und fächelt ihr mit der Hand Luft zu.) Ich war auf meinem Wege zu Amalia, der ich auch begegnete. Ich erzählte ihr von dir, wie du mich in deinen behaglichen Armen nimmst, mir süße Worte zuflüsterst und mich vervollständigst. Von da an wusste ich, dass ich nur dich wollte und lief zurück.

Jetzt, wo ich dich nicht mehr habe, werde ich ein Punkt setzen. Lebe wohl. Alles Liebe, Dave.” (Sie legt vor Schreck ihre Hand vor dem Mund.) Um Himmels Willen, Dave!

(Sie läuft los.)

 

  1. Szene

 

(Dave steht auf dem Geländer und starrt ins Wasser.)

DAVE: Das Leben, das ich eins einmal geliebt habe, …das ich eins einmal gelebt habe…nun lebe wohl. Geist über Materie, Tod, Tod, so komme…

 

JANINE: Das werde ich nicht zu lassen!

(Dave dreht sich um und sieht sie. Er beginnt zu lächeln.)

 

DAVE: Meine liebste Janine…

 

JANINE: Ja, die bin ich…deine liebste Janine. Du hast mich nicht verloren, ich dachte ich hätte dich verloren. (Pause.) Wenn du gehst, komme ich mit dir!

(Sie stellt sich auf das Geländer.)

 

DAVE: Tu’s nicht! Komm gib mir deine Hand.

 

(Sie hält sie ihm hin mit einem Lächeln. Er nimmt sie. Er steigt mir ihr runter. Sie sehen sich an, als hätten sie sich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.)

 

JANINE(den Tränen nahe): Jage mir nie mehr solch einen Schrecken ein. Wäre ich einige Minuten später gekommen…! (Sie haut ihm auf die Brust.)

 

DAVE: Weißt du, das habe ich auch gedacht, nachdem ich mit dir ins Wasser gestürzt war. (Pause.) Verzeih mir, verzeih mir, dass ich dir das Herz brach.

Verzeih mir.

 

(Sie gibt ihm einen Kuss.)

 

JANINE: Meine Antwort. Möge dein Engel dich begleiten bis zum Ende aller Tage…

 

 

von P-chan (c) circa 2000

Geschrieben für Janine und meinen damaligen Freundeskreis, der mir viel bedeutete. Danke an Schiller, Goethe, etc. für diese schnulzige Inspiration.

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